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Die Spartan 24h Ultra World Championship 2019

Foto: Spartan Race, https://photos.spartan.com/?&_ga=2.84035929.1983127651.1576360672-1996978616.1565554786#/race/5330/event/5329/vrid/r5330e5329c47933/bib/918/

Spartan Race Ultra Worldchampionship 2019 Schweden

Im Sommer 2019 hat sich Julia mit dem Ultra-Virus infiziert und wollte es dann natürlich auch direkt wissen – am 9.11. stand sie mit ca. 400 weiteren Startern an der Startlinie der 24h Spartan Ultra WM. Es folgt ein kleiner Gastbeitrag.

Die Anreise war natürlich etwas aufwändiger als bei einem Event, das in Deutschland stattfindet. Bereits am 7.11 flogen wir von Frankfurt aus über Stockholm nach Östersund. Die reine Flugzeit betrug ca. 3 Stunden, die Gesamtreisezeit allerdings fast einen ganzen Tag. Von Östersund aus ging es im Mietwagen weiter und wir erreichten nach ca. einer Stunde Åre. Untergebracht waren wir in einer kleinen Hütte im Feriendorf „Karolinen Stugor & Lägenheter“ ca. 4 km entfernt vom Ort des Geschehens. Da die „Basis“ der Racelocation der Holidayclub in Åre war, standen ausreichend (kostenpflichtige) Parkplätze für alle Teilnehmer und Zuschauer zur Verfügung.

Location Are, Schweden

Åre ist ein Skigebiet mitten in Schweden – natürlich erwarteten uns dort Berge und Schnee. Zudem war es verdammt kalt: -8 Grad tagsüber und in der Nacht fielen die Temperaturen oben auf dem Berg auf bis zu -25 Grad. Der riesige See war komplett zugefroren, sodass die Bewohner sich ohne Probleme mit Schlittschuhen von A nach B bewegen konnten und sogar ihre Hunde auf diese Weise spazieren führten. Schwedens größter Wasserfall „Tännforsen“ befindet sich ebenfalls ganz in der Nähe der Race-Location, sodass wir diesem einen Besuch abstatten konnten. Wie nicht anders zu erwarten war auch dieser von fetten Eiszapfen umgeben, aber gerade dieser Anblick war einfach atemberaubend. Kurz um: Wer Kälte mag, wird Åre lieben, denn dort sind die Winter noch WIRKLICH kalt.

Zuschauer und Stimmung

Zuschauer mussten nichts bezahlen und konnten im „Tal“ auch zahlreiche Hindernisse zu Fuß erreichen und die Athleten kräftig anfeuern. Ein Teil der Strecke führte auch durch Are hindurch an einigen Restaurants/Bars vorbei, sodass man das Geschehen sogar beim Abendessen oder einem Bier verfolgen konnte. Das einzige, was für die normalen Zuschauer tabu war, war der Pit-Bereich: Die Pit-Crew eines Athleten durfte den Bereich nur mit einem extra dafür vorgesehenen Leibchen betreten und hatte damit die Möglichkeit, dem Athleten jederzeit zur Seite zu stehen und hautnah dabei zu sein. Die Stimmung war einzigartig: Zum einen war es etwas ganz Besonderes, mehr oder weniger alleine auf einem Berg, im tiefen Schnee zu stehen und auf die hell erleuchteten Dörfer am Fuß des Berges zu schauen. Zum anderen kamen wirklich rund um die Uhr Zuschauer an die Strecke, um das Geschehen zu verfolgen und den Läufern Kraft zu geben. Leider gab es 2019 keine Nordlichter zu sehen, weil das Wetter einfach zu schlecht war.

Julia am Wasserfall in Schweden

Verpflegung 24h Ultra World Championship

Die Läufer waren dazu angehalten, sich vollständig selbst zu versorgen – lediglich heißes und kaltes Wasser standen in der Pit zur Verfügung – im Laufe des Abends wurde noch Gemüsebrühe angeboten. Zu Essen gab es nichts und auch auf der Strecke selbst gab es keinerlei Verpflegung (auch kein Wasser). Es war allerdings auch so kalt, dass es relativ schwer gewesen wäre, das Wasser 24h lang warm zu halten. Die Läufer waren verpflichtet, einen Rucksack und mindestens 500ml Flüssigkeit bei sich zu tragen – diese Flüssigkeit gefror in jeder Runde aufs Neue innerhalb kürzester Zeit… In die Pit durfte jeder mitbringen, was er benötigt: Essen, Trinken, Wechselkleidung, Medizinisches,… Da es recht eng war, musste man aber ein bisschen auf das Volumen achten und alles gut sortieren. Jeder Läufer hatte einen Stuhl, ein Stück Bauzaun dahinter und ein Stück Boden davor. Während des Rennens durfte man nach jeder Runde beliebig lange Pausen in der Pit einlegen – die Topathleten verbrachten pro Runde weniger als 10 Minuten mit Essen, Umziehen, etc. Die „normalen“ Menschen auch gerne mal eine Stunde oder mehr.

Spartan Race: Location und Hindernisse

Es erwartete uns eine bergige und schneebedeckte Strecke: Bei der 24h Ultra Worldchampionship gab es im Vergleich zu anderen Rennen keine vordefinierte Streckenlänge sondern die Ansage, dass innerhalb der 24 Stunden so viele Runden wie möglich zu laufen sind. Eine Runde hatte offiziell 5 Meilen (also etwas mehr als 8km), knapp 600 Höhenmeter und 25 Hindernisse. Um ein Finisher zu sein, musste man mindestens 6 Runden laufen und musste auch jede weitere Runde vollständig beenden. Der Startschuss fiel um 12 Uhr mittags, sodass man gute 2 Runden bei Tageslicht schaffen konnte. Um 16 Uhr wurde es dann dunkel (und richtig kalt) – gegen 8 Uhr am Morgen ging die Sonne wieder auf.

Die 25 Hindernisse waren bereits aus anderen Spartan Races bekannt und es gab auch keine Überraschungen (Keine US-Hindernisse). Es gab keine Wasserhindernisse und keine Balancehindernisse, dafür aber einige eiskalte Hangelhindernisse, Carries und natürlich den Speerwurf. Im Gegensatz zu den normalen Spartan Races, bei denen alle Hindernisse 30
Burpees als Strafe für einen Fail haben, gab es in Schweden auch vier Hindernisse mit Strafrunden (mit Carries) und mehr Pflichthindernisse (15). 6 Hindernisse waren mit einer Burpee-Strafe belegt, sodass man pro Runde maximal 180 Burpees zu absolvieren hatte. Diese wurden im Laufe einer Runde gesammelt und jeweils am Ende in einem dafür vorgesehenen Bereich absolviert. Um Mitternacht wurde die Anzahl der Strafburpees halbiert – pro Fail also nur noch 15.

Spartan Race 24h Ultra World Championship

Marshalls und Wartezeiten

Die Marshalls bzw. Volunteers, die in Schweden aktiv waren, haben mindestens genauso viel Respekt und Anerkennung verdient wie jeder einzelne Läufer – ich kann mir kaum vorstellen, dass es einen Ort auf dieser Welt gibt, an dem dieser Job härter war, als in Schweden – vor allem in der Nacht und in den frühen Morgenstunden. Stundenlang hielten sie die Stellung an dem zugeteilten Hindernis, standen im eiskalten Wind, im Schnee, im Dunkeln – bei bis zu -25 Grad. Trotzdem hatten sie immer motivierende Worte für die Athleten übrig und hatten (zumindest bei allem was ich mitbekommen habe) einen guten Überblick, dass alles mit rechten Dingen zugeht. DANKE an alle Volunteers! In der ersten Runde waren die Hindernisse am Fuß des Berges gesperrt, sodass sich das Feld erstmal entzerren konnte. An den ersten Hindernissen gab es dann einen kurzen Stau (ca. 5 Minuten), aber schon nach der nächsten Steigung hatte man kaum noch Läufer um sich herum und konnte auch im weiteren Verlauf des Rennens jedes Hindernis sofort angehen.

Zusammenfassung

Die Spartan 24h Ultra World Championship ist so etwas wie das All-In-One und All-You-Can-Run-Package von Spartan Race – Ein Winter-Ultra, der teilweise bei Nacht zu laufen ist, reichlich Höhenmeter und damit verbunden auch eine wahnsinnig tolle Aussicht zu bieten hat. Die Frage, ob das Preis-Leistungsverhältnis stimmt (die ganze Reise inkl. Ticket und Equipment liegt locker im vierstelligen Bereich), muss jeder für sich selbst beantworten. Ich sage: Es gibt Momente, die sind einfach unbezahlbar und für die Ewigkeit. Solche habe ich in Schweden erlebt und werde deswegen auch 2020 die Reise wieder antreten und 24 Stunden im Kreis laufen.

Kleiner Bonus

Neben dem Ultra wurde auch ein Super angeboten, der etwas mehr als eine komplette Runde der Ultra-Strecke umfasste. Meine Pit-Crew hat diese Möglichkeit wahrgenommen und somit konnte jeder eine Medaille (oder zwei) mit nach Hause nehmen. An dieser Stelle nochmal: Danke, dass ihr mich auf dieser Reise begleitet habt! Die Super-Runde hat Michael fast komplett gefilmt und bei Youtube veröffentlicht: https://www.youtube.com/watch?v=RFOY8VX-BHg

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